Eure liebe Kirche – sie weiß auf alles eine Antwort, nicht wahr?
Alle eure Kirchen haben über Jahrhunderte, bis zum heutigen Tag, ihren Kampf gegen den Vampirismus nicht aufgegeben.
Doch eure Kirche war nicht erfolgreich, was ich mit Freude sehe. Heute bedarf es mehr, einen intelligenten Menschen zu beeindrucken, als die Drohung, in das ewige Fegefeuer geworfen zu werden.
Die Zwangschristianisierung ist zum Glück vorbei, die Inquisition auch und das Abschlachten durch eure Kirche hat ein Ende gefunden, wobei immer noch im Namen der Kirche so genannte Exorzismus-Rituale vollzogen werden.
Eure Kirche sah sich herausgefordert, gegen die paganistischen Erzählungen vorzugehen, die ihre Existenz gefährdeten. Somit tat sie etwas, was euch, ihren Anhängern untersagt.
Sie griff die an, die ihrem Glauben nicht folgten, weil sie wussten, dass es nicht der Richtige war.
Gegen Vampire hatte die Kirche immer wieder einen schweren Stand, denn sie hatten zahlreiche Anhänger. Ganze Dörfer konnten nicht unter den christlichen Glauben gezwungen werden, denn die dort lebenden Menschen wussten es besser, als diesen christlichen Lehren zu folgen. Sie wussten von den Mächten und sie wussten von der wahren Existenz und Aufgaben der Vampire. Das sah die Kirche als Anlass, eine umfassende und weitreichende Zwangschristianisierung einzuleiten.
Doch nicht einmal das reichte aus, um die Erzählungen über Vampire aussterben zu lassen.
Lange bevor die christliche Kirche begann, ihre Auffassung vom Glauben an ihren Gott auszubreiten, war der Vampir eine etablierte Mythologie. Vampir-ähnliche Kreaturen hatten schon ihren angestammten Platz in den Erzählungen des antiken Griechenlands. Ausgrabungen bewiesen, dass selbst schon die Assyrer sich mit Vampiren beschäftigten, wie Darstellungen auf Tongefässen zeigen. Die Wurzeln waren paganistischer Natur und der Glaube darin weit verbreitet.
Und die Beziehung zwischen Vampiren und eurer christlichen Kirche, ist eine Geschichte gefüllt mit Ironie.
Als sich die christliche Kirche 1054 AD spaltete (die römisch-katholische Kirche im Westen und die orthodoxe Kirche im Osten), hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt keine ablehnende Meinung gegenüber dem Vampirismus innerhalb eurer Kirchen gebildet. Wie auch immer, der Glaube und die Einstellungen dieser beiden Kirchen, kann direkt mit den Erzählungen und Sagen über Vampire verknüpft werden .
Die römisch-katholische Kirche glaubte, dass ihre Heiligen in den Gräbern nicht verwesen würden und einen anziehenden, angenehmen und reinen Duft ausströmten. Somit hatte die römisch-katholische Kirche keine feindliche Haltung dem Vampir gegenüber, sondern benutzte die gleichen Darstellungen eines übernatürlichen Wesens, wie die Paganen. Ein Körper einer übersinnlichen Kreatur verwest nicht, also verwesen auch ihre Heiligen nicht.
Doch die orthodoxe Kirche fand sich mit einem grösseren Widerstand konfrontiert, ihren Glauben zu verbreiten und versuchte, diese paganistischen Weissheiten abzuschütteln, indem sie behauptete, dass ein nicht-verwesender Körper ein Zeichen des Teufels sei. Wobei sie auch nicht davor zurückschreckte, ihre eigenen, alten, christlichen Schriften zu umgehen, die behaupteten, dass Jesus, als er am dritten Tag von den Toten auferstanden war, keinerlei Zeichen von Verwesung an seinem Körper zu sehen war. Somit waren die ersten Fronten abgesteckt.
Dennoch behaupteten beide Kirchen einhellig, dass diesen Erzählungen über Vampire keinen Glauben zu schenken sei, weil sie paganistischer Natur wären und auf vor-christliche Erzählungen zurückgingen.
Vampirismus war und ist keine organisierte Religion und hatte dieser Kampagne nicht viel entgegenzusetzen. Es war viel mehr nichts weiter, als eine Kollektion von Weisheiten und Erkenntnissen, über den Glauben an die Natur und Mythologie.
Dieser „Glaube“ wurde von Menschen, die keine Schulung hatten und nicht lesen und schreiben konnten, durch Erzählungen weiterverbreitet und somit am Leben erhalten.
Nach einer gewissen Zeit, nahm auch in der römisch-katholischen Kirche die Sorge immer mehr zu, dass sie sich konfrontiert sehen würde, dass dieser Paganismus ihren christlichen Glauben infiltrieren würde. Dabei war es eure Kirche selbst, die diese Parallelen aufstellte.
Somit begann die Kirche, über den Vampir-Mythos Nachforschungen anzustellen. Eure Kirche, mit ihrem Ziel ihren Glauben zu verbreiten und ein Ende dem Paganismus zu bereiten, welchen sie dann bekannterweise als Hexenkunst (Hexerei, Satanismus, Teufelsanbeterei) bezeichnete, begann nun Vampirismus mit Satan zu verknüpfen.
Satan und der Teufel jedoch, sind pure Erfindungen eurer Kirche, um ihren christlichen Gott einen Widersacher zu geben, gegen den es anzukämpfen gilt. Sie scheuten auch nicht davor zurück, zu behaupten, dass Vampire durch den Satan wiederbelebte Leichen sind. Und als logisches Resultat, würden Vampire vor dem Kreuz, dem Weihwasser und der Hostie, als Zeichen ihres wahren christlichen Gottes fliehen. Mit diesen christlichen Zeichen könnten sich die Menschen vor Übergriffen schützen. Doch weit kann es damit nicht her sein, Sterblicher. Denn bis in das letzte Jahrhundert wurden bei Gottesdiensten im Balkan neben der Hostie auch eine Knoblauchzehe dem Gläubigen in den Mund gesteckt, um sicher zu stellen, dass sich kein Vampir in der Kirche befindet. Was gleichzeitig bestätigt, dass nicht einmal eure Kirche genug Vertrauen in ihre eigenen Behauptungen hatte, da sie mit der Überreichung von Knoblauch, auf eine alte paganistische Überlieferung zurückgegriffen hat.
Doch bis zum heutigen Tag haben sich die Vampirgeschichten gehalten. Doch sie beinhalten nun, diese kirchlichen, erfundenen Behauptungen. Ihr Einfluss war so gross, dass selbst im 21. Jahrhundert der Vampir immer noch als ein Diener des Satans und als eine vom Teufel besessene Kreatur angesehen wird, die es auszurotten gilt. Und diese Kreatur kann in ihrem Tun behindert werden, durch die Zeichen des christlichen Gottes.
Viel Glück für den, der sich im Angesicht eines Vampirs auf die abschreckende Wirkung von Weihwasser und Hostie verlässt.
Gabriele Nordhausen
Frau Nordhausen scheint sehr von sich überzeugt zu sein, denn als die Kainiten der Domäne sie das erste Mal zu Gesicht bekamen, war es auf einem ihrer Treffen. Die Priesterin gesellte sich zu ihnen und begann Fragen zu stellen, die kein normaler Mensch stellen würde. Auch schien sie sich sehr sicher zu sein, diese Begegnung unbeschadet zu überstehen, denn augenscheinlich ist sie nie bewaffnet. „Meine Waffen sind das Wort und mein Glaube“, sagte sie einmal und lächelte. Es scheint nicht so, als wolle sie den Kainiten schaden, doch stellt sich auch die Frage: Was zur Hölle weiß diese Frau alles????
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