Der Prinz lud zu einer stillen Andacht zu Allerheiligen. Dies schien keine allzu verlockende Einladung zu sein, denn gerade einmal neun Mitglieder der Domäne – zwei davon von ihren Ghulen begleitet – folgten seinem Ruf. Auch wenn man bei dieser Einladung eher auf eine gediegene, ruhigere Runde der älteren Mitglieder der Domäne gefasst war, so gab sich die Runde dennoch recht bunt und locker. Erich, in Begleitung seiner Mitarbeiterin Ima, folgte trotz seiner offenen Abneigung gegen die christliche Kirche, dem Ruf des Prinzen. Ebenso Sam, deren Anwesenheit wohl auch niemand wirklich erwartet hätte. Jack vervollständigte Clan Brujah. Doch auch der Primogen der Gangrel, Amar, wirkte ein wenig fehl am Platze. Die Malkavianer Hamisch und Gundlach erschienen ebenso wie der Nosferatu Lane und die Tremere von Braunstein in Begleitung eines Mitarbeiters. Dass Suredin dem Ruf seines Prinzen folgen würde, hätte wohl niemand der Anwesenden bezweifelt.
Die nach und nach ankommenden Gäste wurden von dem Ghul des Gastgebers Döhring begrüßt, der den Prinzen entschuldigte. Kaum dass jedoch alle Gäste angekommen waren, wurden sie aufgrund „organisatorischer Schwierigkeiten“ gebeten, Döhring zu einem anderen Haus zu folgen, wo sie bereits erwartet würden. Eine kurze Fahrt später fanden sich alle vor einer Villa ein und folgten dem Ghul des Prinzen zum Eingang. Was sie jedoch dort erwartete, sollte wohl jeden an diesem Abend zum nachdenken bringen.
Im Eingangsbereich stand für jeden eine brennende Kerze und erst als jeder sein mindestens ungutes Gefühl überwunden hatte und eine der Kerzen an sich genommen hatte, öffnete sich die Tür ins Innere des Hauses. Im Haus selber erwarteten die Kainiten in den verschiedenen Räumen mehrere Prüfungen, die sie ohne Anleitungen – Herr Döring hatte das Haus nicht mit ihnen betreten – bestehen oder zumindest lösen müssten. Die Art der Prüfungen, die zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht als welche zu erkennen waren, war höchst vielfältig. Ehrlichkeit, Improvisationstalent, Gehorsam und Risikobereitschaft waren nur einige der Eigenschaften, die geprüft wurden. Erst als es in der oberen Etage darum ging, ein Gebräu aus dem Lebenssaft aller Anwesenden zu brauen, wurden der eine oder andere ob des ausliegenden Rezeptes und einiger der Formulierungen hellhörig. Als auch die letzte Prüfung mehr oder minder erfolgreich beendet worden war, kamen sie in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer, das nur von Kerzen erhellt war. Auf dem Tisch stand ein Backgammonspiel, und auch für das leibliche Wohl der Kainiten war gesorgt. Doch sonst war niemand anwesend und auch die Ausgänge aus dem Raum blieben verschlossen. Fieberhaft wurde nach dem „Sinn“ dieses Raumes gesucht und nach der hiesigen Prüfung Ausschau gehalten. Kurze Zeit später jedoch – ohne dass die Anwesenden eine zu lösende Aufgabe gefunden hätten – öffnete sich die Tür und eine Frau in einem langen, recht altertümlichen Gewand betrat den Raum. Unter dem Arm trug sie das Buch, in dem nur wenige Stunden zuvor alle Gäste eine Sünde beichten mussten. Nur wenig später – in der Zwischenzeit hatte auch HenRick Nachtigall den Raum betreten – stellte sie sich als Elisa von Spiegelberg, Ahnin der Mondenkinder, vor. Sie erklärte, dass nun die Zeit gekommen sei, sich nicht nur ausgewählten Mitgliedern der Domäne zu offenbaren, sondern sich allen Bewohnern zu zeigen. Die im Haus geschehenen Dinge wären Prüfungen gewesen. Prüfungen für alle Anwesenden. Ob die Kaniniten jedoch bestanden oder versagt hätten, war ihr nicht zu entlocken. Aus ihrer Abneigung gegen den anwesenden Nosferatu Lane jedoch machte sie keinen Hehl, ebenso wie sie alle Anwesenden dazu ermutigte, sich intensiv an der Blutjagd auf die beiden Nosferatu Bertram und Brunn zu beteiligen.
Ein wenig später stieß auch der Prinz in Begleitung zweier Mitarbeiterinnen zu der Versammlung dazu und der Abend klang langsam mit interessanten Gesprächen, eifrigem Pläneschmieden und dem Buhlen um die Gunst des Prinzen und der anwesenden Ahnen aus.